Ein Überraschungs- Ei vom DSV
- PSV Zittau nach über 20 Jahren wieder DSV- Talent- Punkt
- viel zu späte Rehabilitation für unseren Verein
- und das auf meine alten Tage (Wer zuletzt lacht, lacht am besten!)
Alles begann im Jahr 1980. Bis dahin trainierten verschiedene Vereine bei uns im Zittauer Gebirge in der Sportart Ski, auf sehr unterschiedlichem Niveau. Aber es gelang immer wieder, egal ob im Langlauf im Biathlon oder im Skispringen, einzelne Spitzenresultate im Bezirks- und Landesmaßstab zu erringen. Es waren nur Ausnahmen. Aber es gab sie.
Ab 1980 sollte mit dem neuen Leistungssportbeschluss der DDR ein neues Trainingszentrum im Zittauer Gebirge etabliert werden. Dazu wurde als erstes ein hauptamtlicher Trainer gesucht. Nun, das war damals nicht so einfach wie heute, einfach mal einen Trainer zu imitieren und fertig. Nein, damals musste ein Trainer noch einen akademischen Abschluss vorweisen, um im Leistungssportsystem der DDR auch arbeiten zu dürfen. Und das war gut so. So konnte nicht einfach jede x- beliebige Blase mit Menschen und dann noch sport - und disziplinspezifisch rumexperimentieren, so wie heute. Wir hatten eben Planwirtschaft, die nicht in jedem Bereich von Nachteil war. Zumindest nicht im Sport. Da war sie eben Weltspitze.
Unter Führung des DTSB wurde inmitten der vorhandenen Vereine (Fortschritt Bertsdorf, Dynamo Seifhennersdorf, ZSG Jonsdorf und Dynamo Oybin) ein Trainingszentrum Ski etabliert. Nach einigen kurzen Trainereinsätzen und Wechseln kam Volker Heinrich, frisch vom Studium mit Auszeichnung, nach Zittau.
Nun sollte alles ganz anders werden. Aber so ganz einfach war das nicht. Über Jahre hin eingesessene und selbständig, agierende Vereine mit total unterschiedlichen Vereinsphilosophien zu vereinen ist eigentlich unmöglich. Zumindest schien das erst mal so für einen 20 jährigen Newcomer. Denn seine Vorgänger hatten nicht viel Vertrauen und Dauerhaftigkeit in den Vereinen hinterlassen. Alle waren mehr wie verunsichert, verärgert und genervt. Also die besten Voraussetzungen für einen Neustart.
Aber Heini war jung und hatte einen Plan. Obwohl er dafür bei der ersten gemeinsamen Sitzung beim DTSB unter Führung von Rochus Wagner sehr belächelt und etwas spöttisch verhöhnt wurde. Aber Übungsleiter wie Siegfried Schreiber, Siegfried Vetter, Gottfried Hähnchen, Christian Schmidt und Wilhelm Albrecht konnte man nur mit Beständigkeit, Taten, Leistungen und Medaillen überzeugen.
Und Leistungen gab es sofort bei der ersten Bezirksmeisterschaft in Sohland 1981, wo Alexander Erfurt und Kerstin Künzel die ersten Meistertitel für unser TZ Zittau gewannen, mit denen gar niemand gerechnet hatte. Damit war der Anfang gemacht. Dynamo Oybin hatte den neuen Trainer am meisten ins Herz geschlossen und gewann ihn als Vereinsmitglied. In den nächsten 9 Jahren bis zur Wende kamen unzählige Titel bei Meisterschaften und Spartakiaden hinzu. Anke Große gewann die erste Spartakiade Medaille für den Bezirk Dresden im Langlauf und bekam Glückwünsche von Regierungsebene. Unsere Jungen Danilo Müller und Robert Späth wurden gemeinsam DDR Meister. Zusammen mit Ralf Große gewannen sie den Pionierpokal. Unsere TZ Staffel René Sommerfeldt, Jens Peschel und Ronald Hauser gewann Spartakiade Gold. Dajana Weiß wurde die erfolgreichste DDR Langläuferin in der AK 12. (usw.) Unsere Skispringer und Kombinierer eroberten zum Ende der 80 Jahre systematisch das Spitzenniveau der DDR im TZ Bereich unter dem Trainer Olaf Schmidt. 1982 ging Jens Schmidt als erster TZ Sportler nach Altenberg auf die Sportschule. 2024 ging Julius Graap als meine/unsere 50. Delegierung ebenfalls nach Altenberg zum Biathlon. (51. Delegierung ist Philipp Kunze 2024 nach Oberwiesenthal)
Unser TZ wurde mehrfach hoch ausgezeichnet und erhielt einen Ehrennamen. Das war meine Welt, das war mein Leben. Ein Traum!
Aber mit der Wende kam das ENDE!
Aus und vorbei mit dem gewohnten Leistungssport der DDR. Alles zählte schlagartig nicht mehr. Finanzen, Vereine, Trainingszentren, Sportstätten, Übungsleiter, Trainer, TZ- Leiter. Alles wurde im „Beitrittsgebiet“ abgewickelt.
Null, Nichts, Stillstand, Geburtsurkunde, Staatsbürgerschaft, Personalausweis, Arbeitssuche, Arbeitslosigkeit, Minigehalt, Vereinsauflösung, Liegenschaften, Kündigungen, Neuverträge, Trainingsschluss. Jetzt war alles wichtiger, als Sport. Jetzt standen nackte, existenzielle Fragen auf der Tagesordnung. Viele verließen unsere Heimat.
Jedoch!
Eine kleine Gruppe von Dynamo Oybin (7) unter der Führung von Volker Heinrich blieb aber beisammen und wollte absolut diese Situation nicht einfach so hinnehmen, dass unser Verein nicht mehr existieren sollte.
Unsere Dynamo Gelder waren beschlagnahmt. Unser im Bau befindliches neues TZ Gebäude in Jonsdorf war noch eine Ruine im Rohbau. Ohne Fenster, ohne Türen, mit festen Betonhaufen in den Zimmern, wo die Schaufeln und Schubkarren im harten Beton steckten, waren aktuelle Zeitzeugen. Denn unsere Feierabendbrigade von der Berufsfeuerwehr in Zittau hatte von einer Sekunde auf die andere ihre Bautätigkeit eigestellt, nachdem bekannt wurde, Dynamo gibt es nicht mehr. So starteten wir mit 0 Mark einen „Neuanfang“. Nur mit einer Portion Hoffnung und Überlebenswillen und einem Vereinsleiter Dieter Peschel.
Im ersten Jahr nach der Wende konnten wir 8 Landeskader im Skiverband Sachsen stellen. Damit begann unser finanzieller Neuanfang. Da wir in den letzten Jahren eine super Grundlagenarbeit geleistet hatten, konnten wir jetzt noch einige Saisonen davon profitieren. Wir hatten immer wieder Landeskader und delegierten auch weiterhin immer wieder Sportler an die Sportgymnasien. Letztendlich wurde unser Verein für einige Jahre zum Talente Stützpunkt bestimmt und erhielt dafür finanzielle Unterstützung. Doch da hatte jemand mächtig was dagegen: der damalige, „überaus fähige“ Landestrainer Rainer Ziron, der immer wieder im Streit mit unserem verantwortlichen Trainer lag. Ein langjähriger, persönlicher Konflikt unter rivalisierenden Dynamotrainern. Wir konnten uns nicht mit den Vorgaben und geforderten Verbindlichkeiten, die der Landestrainer in der Manier von Erich Mielke‘ s DDR Leistungssportstruktur an die Vereine stellte, anfreunden. Vor allem konnten wir die damals völlig überzogenen Maßnahmen gar nicht umsetzen. Unsere Einwände, Vorschläge und besonderen Vereinsbedingungen fanden keine Berücksichtigung. Dann kam es wie es kommen musste. Der Landestrainer saß am Ende natürlich am längeren Hebel und beendete 1998 die Zusammenarbeit mit dem PSV Zittau als Talente Stützpunkt eigenmächtig. Denn die Urkunde für das laufende Jahr war bei uns schon eingegangen. Ob er damit dem Skiverband allerdings einen Gefallen getan hat, bezweifle ich stark. Aber es konnte doch nicht sein, dass Zittau nicht das macht, was ich als Landestrainer festlege und dennoch dafür jährlich eine finanzielle Unterstützung bekommt. Unsere sportlichen Leistungen und Erfolge wurden dabei gar nicht in Betracht gezogen. Vielleicht war aber diese Vorgehensweise bei einigen alten Parteigenossen und Wendehälsen noch so abgespeichert und tief verwurzelt. Sie konnten nicht über ihre Schatten springen. Doch es hat sich ganz deutlich gezeigt, dass ein Vermischen oder ein teilweises kopieren des DDR Leistungssportsystems in unser neues sportpolitische Gefüge keine sensationellen Erfolge bringt.
Und die Einschüchterungsversuche und Sanktionen/Benachteiligungen konnten Volker Heinrich nicht von seiner erfolgreichen Strategie abbringen. Wir hatten auch viel zu wenig Zeit, darüber nachzudenken. Auf uns warteten neue, große Herausforderungen. Wir bereiteten uns auf Deutsche Meisterschaften, Europameisterschaften und Weltmeisterschaften im Rollski vor, wo wir überall zahlreiche Medaillen gewannen. Wir gewannen Medaillen im Sommer und Winter bei den Landesmeisterschaften, bei Deutschen und Europameisterschaften. Mittlerweile sind es so viele, die wir gar nicht mehr zählen können. All das hat den Landestrainer wohl am allermeisten geärgert. Wir waren überall Spitze, wo wir hinkamen, auch ohne ihn. Wir veranstalteten Landesmeisterschaften und Landesjugend Spiele in Jonsdorf, auch ohne ihn. Meisterschaften, die bis heute unvergessen bleiben.
Nun erlebe ich auf meine „alten Tage“ die Rehabilitation. Unsere besondere, zielstrebige, ehrliche, leistungssportorientierte Arbeit in den vielen vergangenen Jahren im Ehrenamt hat sich ausgezahlt und blieb nicht unbeachtet. In dieser Zeit haben wir schon einige Landestrainer kommen und gehen sehen.
Der PSV Zittau ist noch da. Und wir sind wieder DSV- TALENT- PUNKT.
Glückwunsch und Danke an unsere Sportler, Übungsleiter und Vereinsmitglieder.
Ski Heil V. Heinrich August 2024