Ein Jahr Bundesfreiwilligendienst  beim PSV Zittau ist zu Ende
- Franz nutzte ein Übergangsjahr zwischen Abi und Studium für sinnvolles Praktikum
- Ein DANKE an alle Spender für den Verein

Ein Jahr Bundesfreiwilligendienst klingt immer nach einer einfachen, neumodische Sache für Jugendliche, die ziellos oder perspektivlos sind. So wie, ein Jahr Pause machen, weil sie nicht wissen, was sie wollen. Aber das entspricht ganz und gar nicht den Tatsachen. Denn es ist eine ganz klare Entscheidung für eben solch ein praktisches Jahr. Und es ist am Ende ein Jahr Lebensschule. Ein Jahr ganz neue Erfahrungen sammeln. Praktische Tätigkeiten, Erledigungen bei Behörden, Organisation von Veranstaltungen in der Gemeinde, Absprachen mit Institutionen und die interne Weiterbildung der BufDis.
Für den Verein, der einen BufDi übernehmen möchte, ist das am Anfang mehr wie Stress. Denn man muss erst einmal in den Pool der Ausbildungseinrichtungen aufgenommen werden. Das bedeutete, dass ein Beantragungsmarathon begann. Und die Zeit arbeitete gegen uns. Franz hatte fristgerecht seinen Antrag für den Einsatz für ein freiwilliges soziales Jahr in Leipzig bei der entsprechenden Abteilung beim Landessportbund eingereicht.  Da kam schon gleich der erste Dämpfer. Die Gelder für das Jahr 2023/24 waren schon verplant. Es bestand nur noch eine Möglichkeit mit einem freien Platz im Bundesfreiwilligendienst im Bereich Sport. Dafür muss man entweder Kadersportler sein oder man muss eine höherwertige, sportliche Tätigkeit nachweisen. Da hatte Franz am Ende mit seinem Fußball beim FCO Neugersdorf  Glück, dass die Mannschaft zum Zeitpunkt der Beantragung noch Oberliga spielte.
Mit einem Sonderantrag der Verantwortlichen in Leipzig kam er dann auf die Teilnehmerliste. Man kann schon sagen, die wenigen Plätze, die zur Verfügung stehen sind eigentlich handverlesen. Das war die eine Hürde. Da aber unser Verein noch nicht als Ausbildungsverein registriert war, musste auch hier ein Antrag gestellt werden. Diese Beantragungszeit dauert bis zu einem halben Jahr. Im besten Fall. Also, ran an den Beantragungsmarathon Nr. 2. Denn hier entscheidet am Ende das Ministerium in Berlin über Sein oder Nichtsein. Und so vergingen das Frühjahr und der Sommer. Der September näherte sich, wo eigentlich der Start in den Freiwilligendienst erfolgen sollte. Franz hatte seine Zusage nun mittlerweile erhalten. Aber unser Verein war noch nicht bestätigt. Doch dann war es so weit. Ende September kam die Anerkennung als Ausbildungsverein mit einem eingesetzten Betreuer. Damit konnte Franz mit einem Monat Verzug am 1. Oktober 2023 seinen Bundesfreiwilligendienst beim PSV Zittau beginnen.
Der Elan war groß und wir hatten allerhand auf unserer Jahresplanung. Aber zuerst ging es erst einmal zu einer einwöchigen Lehrgangsveranstaltung „Politische Bildung“ nach Schleife. Insgesamt müssen in einem Jahr 23 solcher Bildungstage absolviert werden. Da erwarten dich ganz unterschiedliche Themen. Und dort lernt man einen Großteil seiner Leidensgenossen dann kennen. Junge Hühner ohne viel Wissen und ohne Plan, sowie Leistungssportler vom Bobsport, Fußball, der Leichtathletik, vom Eishockey, vom Kanurennsport, vom Tischtennis, vom Reiten, Turmspringen und ältere Semester bis hin zu Rentnern. Da gab es immer sehr viel zu lachen, wenn Franz die Auswertung dieser Tage dann zu Hause vornahm. Aber egal. Wir hatten viel vor. Einige dieser Bildungstage konnten Franz für seine Ausbildung als Rettungsschwimmer bei der DLRG in Zittau anerkannt werden. Solche Ausbildungen sind durchaus erwünscht und werden auch teilweise finanziert.
Eigentlich wollten wir noch den Motorsägeschein ablegen. Aber die Ausbildung dafür ist dermaßen verbraucherunfreundlich gestaltet, dass wir den Sägeschein nicht ablegen konnten. Die Prüfungen waren ausschließlich nur am Samstag. Wer aber Samstag aber einen Arbeitstag hat, kann diesen Abschluss einfach nicht machen. Schade.
Die Finanzierung für diese Jahresmaßnahme stand bei Franz von Anfang an fest. Denn der Verein muss jeden Monat einen Betrag von 340 € als sogenanntes Taschengeld zur Verfügung stellen. Reisekosten, Übernachtungen und Lehrgangsgebühren übernimmt der Bund. Sein Taschengeld wurde komplett von einem privaten Sponsor übernommen, so dass dem Verein diesbezüglich keine Kosten entstanden sind. Da wir natürlich auch gewisse Arbeitsmittel benötigten, wenn ein BufDi ein Jahr (11 Monate) im Verein beschäftigt sein will, haben wir einen Spendenaufruf im Verein gestartet. Und auch hier hatten wir dann ca. 600.- € zur Verfügung für das Werkzeug, Farbe und Baumaterial gekauft werden konnten. Den Spendern dafür noch einmal ein ganz großes Danke. Somit entlasteten wir noch einmal die Vereinskasse. Aber am Ende war das alles zum Nutzen für unseren Verein. Franz war fast jeden Tag im Vereinsgelände. Gearbeitet wurde wetterbedingt. Bei schönem Wetter waren wir draußen und bei Schlechtwetter war genügend in der Hütte zu tun.
Franz hat in dieser Zeit dreimal komplett die Hütte gestrichen: ein Mall grundiert und dann noch zweimal mit einer sehr guten Holzschutzfarbe. Ja, das kann sich sehen lassen. Er hatte sich persönlich das kleine Projekt „Rica- Ecke“ auf seine Fahne geschrieben. Das haben wir dann noch kurz vor knapp mit Thomas seiner Hilfe realisieren können. Aber auch in der Hütte gab es viele kleine Renovierungsaufgaben. (Übungsleiterzimmer, Wasserleitung, Sporthalle, Abwasser, Schuppendach, Spurenleger, Langlaufstrecken, Entrümpelung von Altmaterialien, große Schrottsammlung, Sporthalle Oybin, Hexenhaus u.v.m.) Franz stand uns als Übungsleiter, Kampfrichter und Helfer bei zahlreichen Trainingseinheiten und Wettkämpfen zusätzlich zur Verfügung.
Es war kein Jahr, in dem Langeweile aufkam. Es gab immer was Praktisches zu tun. Viele Handgriffe waren neu und nicht alles gelang beim ersten Mal. Aber er war immer mit Lust bei der Sache und erledigte seine Aufgaben mit Engagement. Natürlich kann man sich in seinem eigenen Verein seine Aufgaben auch dementsprechend einteilen. An den langen Sommertagen war auch mal eine Arbeitszeitteilung möglich. Da konnte man schon mal schnell eine Stunde im Bad verschwinden. Oder aber es wurden dann in den Abendstunden nach dem Training noch einmal zwei Stunden Arbeit drangehangen. Mit guter Absprache und Vertrauen gibt es da schon einige individuelle Möglichkeiten. Für unseren Verein war das eine riesengroße Chance, viele anstehende Aufgaben in Verbindung mit der Hütte zu erledigen. Dazu wäre keiner von uns in der Lage gewesen. Und da haben wir bei weitem nicht alles geschafft, was wir noch auf dem Plan hatten. Das knappe Jahr war einfach viel zu schnell vorbei.
Für unseren Verein war Franz seine Bereitschaft, ein Jahr hier seinen Freiwilligendienst zu leisten, mehr wie ein Geschenk. Dafür sagen wir noch einmal ganz herzlich Danke!
Für ihn war die Zeit, so denke ich, auch nicht umsonst. Er qualifizierte sich über Wochen hin zum Rettungsschwimmer, er wurde in der letzten Wintersaison Sachsenmeister mit der Männerstaffel, er stand mit Thomas auf dem Gipfel des Ortler und mit seinen Klettervereinskameraden auf der Watzmann Mittelspitze, er war Teilnehmer unserer diesjährigen, vereinsinternen Ostsee- Radtour, er wurde mit einer Jugendauszeichnung des Landessportbundes bedacht und er bekam jetzt einen Zweijahresvertrag bei dem FC Oberlausitz. Damit kann er nun sogar ein Stück weit zur Finanzierung seines Studiums selbst beitragen.
Ich denke, es war eine schöne, erfahrungsreiche, unverkrampfte, unvergessene und lohnenswerte Zeit. Zeit zum Lernen, zum Geben, zum Entspannen, zum Empfangen und zum sich Selbstfinden. Wo gehöre ich hin. Wer bin ich. Was macht mich aus. Wer sind meine Freunde. Wo ist mein zu Hause. Was kann ich leisten. Was ist mir was wert.
Ein Jahr Bundesfreiwilligendienst im Verein, in Schulen, in der Kirche, im Rettungsdienst, in Pflegeheimen u.v.m. Dazu rufe ich auf. Das empfehle ich all denen, die nach langen Jahren der Schule und des Lernens mal durchschnaufen wollen und mal den Kopf frei bekommen wollen. Nicht ein Jahr nach Amerika, Neuseeland, Australien oder auf den Mond. Das ist alles totaler Blödsinn. Das verändert den Menschen nicht zum Positiven. Das ist nur schicki micki Kram und Lebenszeitverschwendung. Wer sich selbst finden will oder mal was ganz anderes tun will, weil er sich vielleicht nicht ausgelastet vorkommt oder weil er einfach satt ist, der soll ein Jahr Freiwilligendienst leisten und zwar dort, wo er hingehört. Mal was zurückgeben, wovon man immer nur genommen  hat. Ein Jahr Dienst im Verein, das macht Seele, Körper und Geist frei. Und eröffnet ganz neue Horizonte und Perspektiven.
Ich als Mentor hatte dadurch nicht immer einen wohlverdienten Ruhestand. Aber es war auch für mich einen einmalige, erlebnisreiche Zeit. Danke.

 

V. Heinrich                                         Oktober 2024

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PSV Zittau e.V. Abteilung Ski